Project GeoXantike

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Xanten

Xanten – Klein, aber oho

Jeder Ort hat einen besonderen, einzigartigen Charakter – entstanden und geprägt durch seine Geschichte. Auch Xanten kann viel von seiner eigenen Geschichte erzählen, die Parallelen zu heute viel größeren Städten wie Berlin, Köln und Trier aufweist.

Das X markiert das Ziel

Alle wollen nach Xanten, das war schon in der Römerzeit so. Kurz vor der Zeitenwende errichteten die Römer auf dem Weg ins rechtsrheinische Germanien hier das große Legionslager „Vetera“, welches eine erste feste Siedlung mit sich brachte. Von da an wollten alle hierher, vor allem die römischen Gegner. Trotz der völligen Vernichtung der römischen Anlagen begannen die Römer von neuem und so entstand um etwa 100 nach Christus hier die römische Stadt „Colonia Ulpia Trajana“, damals die drittgrößte römische Stadt nördlich der Alpen nach den römischen Vorläufern von Köln und Trier.

 

Aber auch diese römische Großstadt und die nachfolgend entstandene römische Festungsanlage konnten den Franken langfristig nicht wiederstehen, so dass die römische Stadtgeschichte hier im fünften Jahrhundert nach Christus endet.

Die Franken blieben hier. Sie siedelten jedoch nicht innerhalb der römischen Stadtüberreste, sondern verteilt im Umfeld der römischen Gräberanlage. Auf dieser vermuteten die Christen im beginnenden frühen Mittelalter die Gebeine von Heiligen, wie zum Beispiel „Viktor von Xanten“ – so entstanden im heutigen Stadtzentrum eine christliche Kirche und ein Stift. Erst nach deren Errichtung entstand hier wieder eine unbefestigte dauerhafte Siedlung um das Stift.

Die Siedlung bei den Heiligen

Die Mönche des Stift verehrten mehrere Heilige, so dass diese kleine Siedlung „zu den Heiligen“, auf niederrheinisch etwa „de Santes“, gerufen wurde – hieraus leitet sich der heutige Stadtname Xanten ab.

Auch diese Siedlung wurde ein Ziel vieler neuen kriegerischer Auseinandersetzungen, sogar Wikinger fielen auf ihren Raubzügen durchs Rheinland über die Stadt her. Selbst nach der mittelalterlichen Befestigung der Stadt machten die Kriege keinen Bogen um Xanten; Die Ergebnisse der feudalen Politik sorgten schließlich sogar zur vorübergehenden Teilung der der Stadt in zwei Hälften inklusive Mauerbau. Wie bei jüngeren Beispielen zeugt von dieser Teilung der Stadt hier heute nur noch das Mitteltor.

„Mir losse de Dom in …“

Die Kirche in Xanten konnte sich dem weltlichen Geschehen in der Stadt nicht völlig entziehen und wurde ebenfalls oft ein Spielball der mittelalterlichen Fehden. Trotzdem war das ziemlich unabhängige Stift in der Lage ihre alte Stiftskirche ab 1263 in den heutigen, größtenteils gotischen Doms „St. Viktor“ umzuwandeln, der nach 281 Jahren Bauzeit fertiggestellt wurde. Der Xantener Dom gilt als größter Dom zwischen Köln und dem Meer.

Hier liegen ein paar alte Steine rum – können die weg ?

Im Zuge der französischen Revolution wurde auch Xanten von Frankreich eingenommen und nach dem Wiener Kongress 1814 Preußen zugesprochen. Zu dieser Zeit begann das archäologische Interesse an den immer noch sichtbaren letzten Überresten der vor fast 1.500 Jahren aufgegebenen römischen Kolonie. Allerdings wurden die meisten dieser Reste in den kommenden Jahren zur Schaffung von Landwirtschaftsflächen abgeräumt und untergepflügt.

Der Zweite Weltkrieg sorgte schließlich dafür, dass die Stadt Xanten zu mehr als 85% zerstört wurde. Die Stadt wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut und der Dom nach einer knappen Entscheidung weitestgehend originalgetreu rekonstruiert. Beim Wiederaufbau konnte sich Xanten seinen mittelalterlichen Charme erhalten.

Anfang der 70er Jahre erzielten die Archäologen endgültig die Anerkennung des einzigartigen Umstands: die Fundamente der ehemaligen römischen Stadt liegen hier in Xanten dank seiner Geschichte nicht unter der „heutigen“ Stadt, sondern knapp unter der Erdoberfläche auf größtenteils unbebauten Feld.

Um dies auch für die Allgemeinheit erlebbar zu machen wurde 1977 der archäologische Park eröffnet, in dem Teile der römischen Stadt auf den original Fundamenten rekonstruiert werden. Vor wenigen Jahren wurde der Park nochmals vergrößert und umfasst heute beinahe die gesamte Fläche der ehemaligen römischen Stadt.

Und sonst gibt es da noch…

Für Touristen ist Xanten heute eine Stadt der kurzen Wege. Das Stadtzentrum mit seinen Baudenkmälern liegt nur wenige Gehminuten vom Archäologischen Park entfernt.

Dem Mittelalter verdankt Xanten auch seine Bekanntheit als Herkunftsort des Helden Siegfried aus dem Nibelungenlied – das städtische Museum trägt seinen Namen. Im APX selbst lädt das LVR-RömerMuseum zum Verweilen ein.

Der verlandete alte Rheinarm, der damals der römischen Kolonie noch als Hafen diente, wurde in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts zur Kiesgewinnung genutzt. Die daraus entstandenen beiden Baggerseen wurden anschließend in Naherholungsgebiete umgestaltet. Neben zahlreichen privaten Booten fährt auch ein Ausflugsschiff über die sogenannten „Xantener Nordsee“ bzw. „Xantener Südsee“, welche durch einem Kanal miteinander verbunden sind. Für Sportbegeisterte betreibt das „Freizeitzentrum Xanten“ hier auch eine Wasserskianlage und einen Hochseilgarten.